[…] Der von Kurz konstruierte Spielraum wird zugleich auch zu einer metaphorischen Figur: er steht für die Uneindeutigkeit dessen, was der Begriff ‚Raum’ heute umfasst. Spielraum bezeichnet in seiner Montage aus Fragmenten und Bildern von räumlichen Situationen und abstrakten Zeichen exakt jene Mutation vom urbanen Raum der Moderne zum ‚postmodernen Hyperraum’, den Fredric Jameson in seiner Analyse der ‚kulturellen Logik des Spätkapitalismus’ konstatiert hat. Spielraum handelt von verschiedenen, ineinander greifenden Strukturen für eine mögliche Verortung. Das Spielfeld als abstraktes Modell wird zum ‚shifter’, der es dem Subjekt erlaubt, von einer Position zur anderen zu ‚surfen’. Die Freiheit jedoch, die der Spielraum suggeriert, erweist sich als eine scheinbare. Die Gesetze des scheinbar offenen, grenzenlosen Zeichen-Raumes sind allgegenwärtig, insofern als sie sämtliche Bereiche einer Systematisierung unterwerfen, sei es der Körper, die Mode, der Sport, die Städte, die Medien oder die elektronisch aufbereiteten Datenströme usw. Der Spielraum von Sigrid Kurz führt uns einen exemplarisch verdichteten Ausschnitt aus dieser Hyperrealität vor.
(Silvia Eiblmayr, Spielraum im Hyperraum, in: Sigrid Kurz. Spielraum, Salzburger Kunstverein 1995 / Auszug)